Filzen

Für mich bedeutet Filzen pure Entspannung und Eintauchen in das Gefühl der Wolle und der Farbenvielfalt. Es ist gut für die Seele, fördert sanft die Konzentration und entfaltet erstaunliche Eigenkreativität, was mir stets von meinen Kursteilnehmern bestätigt wird.

Wer sich darauf wirklich einlassen kann, den lässt das Filzen nicht mehr los. Die Ideen werden sprudeln, immerzu neue Sachen auszuprobieren und gespannt zu sein, wie die Wolle ihr Eigenleben entwickelt und stets überraschende, wundervolle Dinge entstehen…

 

Zum Filzen braucht es nicht viele Dinge:

  • einige alte große Handtücher, ein kleines für die Hände
  • eine wirklich gute Seife, die rückfettend ist und somit gut zu unserer Haut, am besten eine gute Olivenseife
  • zwei große Stücke Noppenfolie
  • ein Stück Gaze, um die schön gelegten Bilder abzudecken, vor dem Einschäumen
  • eine große Schüssel und einen weichen Schwamm
  • eine Bambusmatte und zum Filzen der Blütenstiele und Schnüre eine kleine Bambusmatte (am Besten eine original Suschi-Matte)
  • viele bunte Filzwollstränge in verschiedenen Qualitäten, ich bevorzuge kardierte Wollstränge, bei der die Wollfäden alle schön in eine Richtung gekämmt wurden

 

Es gibt unzählig viele verschiedene Qualitäten und Arten von Filzwolle. Zum einen die Naturwolle von schottischen, neuseeländischen, irischen groben Wollsorten wie auch die norddeutsche und bergländische Wolle und dann die feinen bis sehr feinen Wollsorten wie die australische Merinoschafwolle, die jeweils durch das entsprechende Klima geprägt wurden sind. Außerdem verwende ich als Higlight weiß glänzende Maulbeerseide. Diese gibt einen extra Schimmer auf dem Filz.

Nun kann es losgehen

Erst einmal überlege ich, was mein nächstes Projekt sein soll. Bei allen Dingen wo ich eine Öffnung zum Hereinfassen haben möchte (Hohlform), muss ich eine Vorlage ( Grundform) herstellen. Ich nehme dazu mittelfeste Heftumschläge, male die Form meines Filzprojektes mindestens 1/3 größer darauf und schneide sie aus. Bei großen Formen nehme ich auch eine starke Noppenfolie.

 

Ich lege ein großes Handtuch auf meinen Arbeitsplatz und lege eine Noppenfolie mit den Noppen nach oben zeigend darüber.

Dann positioniere ich meine Vorlage schön in der Mitte der Folie und belege sie komplett mit Wolle, die ich mindestens in 3 Schichten in kleinen Wollbüscheln schachbrettartig übereinanderlege. Dabei lege ich die oberste Schicht mit dem entsprechenden Farben und Mustern. Man wird nach dem Filzen nur die oberste Wollschicht sehen.

Du kannst auch jede andere Form aus der Wolle gestalten und auf deinen Arbeitsplatz legen, wie Blätter, Blüten, Zweige… Für ein Bild bildest du erst eine Grundschicht aus verschiedenen Wollschichten in Form deines Bildes und gestaltest die oberste Schicht mit feinsten Wollfasern. Meinen Kursteilnehmern sage ich stets, das ist Malen mit Wolle. Durch fein zusammengedrehte Fasern kannst du Blütenstiele bilden und diese mit verschiedensten Blütenformen schmücken. Nimm dir Zeit und forme mit wenigen Fasern die Formen für dein Bild.

 

Ich drücke mit meinem Schwamm eine Schicht Schaum aus meiner Schüssel, in der ich einige Seifenstücke im laufwarmen Wasser aufgelöst habe, über die Wollschichten. Dann decke ich alles mit einer zweiten Noppenfolie, mit den Noppen nach unten zeigend, ab und drücke die Luft und das überschüssige Wasser mit den flachen Händen aus der Wolle, ohne die Folie auszustreichen, da ich ansonsten die Wollfasern verschiebe und unsere schöne Arbeit wäre umsonst.

Falls ich ein aufwendiges Muster oder ein schönes Bild gelegt habe, muss ich vor dem Einschäumen unbedingt noch eine Gaze darüberlegen, damit unsere Arbeit nicht verschoben wird.

 

Bei einer Hohlform muss ich das gesamte Projekt samt Vorlage und Noppenfolie einmal wenden, sodass ich die zweite Seite ebenfalls mit Wolle belegen kann. Dann wieder alles schön einseifen (wir benötigen wirklich viel Seife) und die Luft herausdrücken.

 

Nun beginnt das eigentliche Walken. Dazu lege ich eine Bambusmatte auf mein in Noppenfolie eingepacktes Projekt und rolle alles mit dem Handtuch zu einer großen Rolle. Diese muss ich dann sanft hin und her bewegen. Das braucht einiges an Geduld und Armkraft, aber entspannt ungemein.

 

Zwischendurch öffne ich die gesamte Rolle und schau mir an, was mit meiner Wolle geschieht. Du wirst staunen. Nur durch diese sanften Bewegungen schiebe ich die Wollfäden ineinander, sodass sich ein schönes Filzgewebe bildet. Ich muss die Wolle ab und zu einschäumen und auch wenden, um sie in verschiedenen Richtungen zu bewegen. Mit der Zeit wird das Filzgewebe immer straffer und kleiner.

 

Wenn der Filz sich schon recht straff anfühlt und man keine Fasern mit den Fingern mehr herausziehen kann, nehme ich die Plastikvorlage aus meinem Projekt und knete es mit beiden Händen auf der Bambusmatte wie einen Kuchenteig.

Dabei muss ich jetzt sehr oft nachschauen, wie sich die Wolle verdichtet. Wenn ich die perfekte Größe meines Filzprojektes erreicht habe, ziehe ich es schön in Form, wasche es sanft  in warmen Wasser mit einem Schuss Essig aus und forme es nochmals schön aus. Nach dem Trocknen der Wolle an der frischen Luft, wirst du Staunen wie die Farben jonglieren.

 

Ich bin jedes Mal gespannt, wie meine Filzprojekte aussehen, da sich die Wolle stets ein wenig anders verhält. Dafür sind die enstandenen Werke einzigartig…